Aktuell steigt die Anzahl der BTV-3 Ausbrüche in Deutschland, wie erwartet, rapide an. Alleine seit Anfang Juli wurden 400 Fälle bei Schafen und 295 Ausbrüche bei Kühen im Tierseucheninformationssystem (TSIS) gemeldet (Stand: 26.7.24). Obwohl die Bundesländer Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen schon seit dem letzten Jahr immer wieder mit Ausbrüchen -zuletzt auch im Zusammenhang mit der Verwendung des autogenen BTV-3-Impfstoffes- konfrontiert waren, breitet sich das Seuchengeschehen aktuell wieder eindeutig von der niederländischen Grenze herkommend nach Osten aus.
In einem bemerkenswerten Kraftakt gelang es drei Herstellern von Veterinärimpfstoffen innerhalb kürzester Zeit, Impfstoffe gegen den neuen Serotyp zu entwickeln und Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit zu sammeln. Anfang Juni wurde die Anwendung von drei inaktivierten, serotypspezifischen BTV-3-Impfstoffen nach Vorabprüfung durch das Paul-Ehrlich-Institut per Eilverordnung durch das Bundesministerium gestattet. In einer Stellungnahme zur Impfung empfänglicher Wiederkäuer gegen BTV-3 empfahl die StIKo Vet dringend, empfängliche Wiederkäuer mit einem dieser Impfstoffe zu immunisieren. Laut den Gebrauchsinformationen verhindern die Impfstoffe Mortalität, die durch BTV-3 Infektionen verursacht werden, und reduzieren das Ausmaß der klinischen Symptome und die Virämie. Einen vollständigen, sterilen Impfschutz, der Infektionen verhindern würde, bieten sie nicht. Erste Erfahrungen aus den Niederlanden belegen, dass die Anwendung der Impfstoffe sicher ist und von den Tieren gut vertragen wird. Es ist dort auch bei geimpften Schafen und Rindern zu Krankheitsfällen und bei Tieren mit Zusatzbelastungen, wie z.B. schweren Haemonchus-Infektionen, auch zu Todesfällen nach BTV-3 Infektion gekommen. Allerdings berichten die Kollegen aus den Niederlanden, dass die Erkrankungen insgesamt milder verlaufen und deutlich weniger Todesfälle zur Folge haben als bei ungeimpften Tieren im September des letzten Jahres (siehe auch: https://www.gddiergezondheid.nl/Actueel/Nieuws/2024/08/Eerste-resultaten-onderzoek-blauwtong). Entsprechend der Gebrauchsinformation der zwei bislang am meisten verwendeten Impfstoffe wurden Schafe bisher in der Regel nur einmal grundimmunisiert. In Anwendungsbeobachtungen wird sowohl in den Niederlanden wie auch in Deutschland derzeit überprüft, ob sich mit einer zweifachen Grundimmunisierung ein höheres Schutzniveau erzielen lässt. Bisher ist laut den Gebrauchsinformationen diese zweifache Grundimmunisierung beim Rind für alle Impfstoffe, beim Schaf hingegen nur bei einem der drei Impfstoffe vorgesehen.
Durch die freiwillige Impfung wird keine ausreichende Impfabdeckung erreicht, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Hinzukommt, dass, wie in den Gebrauchsinformationen dargelegt, auch geimpfte Tiere nicht vollständig vor einer Virämie geschützt sind und damit das Virus möglicherweise weitergeben können. Die Wahrscheinlichkeit ist daher hoch, dass BTV-3 bis Ende des Jahres auch weite Teile anderer, bislang nicht-betroffener Bundesländer erreicht haben wird. Die dringende Empfehlung, empfängliche Wiederkäuer auch in bislang BTV-freien Gebieten gegen BTV-3 impfen zu lassen, wird daher an dieser Stelle wiederholt.
Tierärzte und Tierhalter werden gebeten, Nebenwirkungen oder besondere Vorkommnisse im Zusammenhang mit einer BTV-3-Impfung unter folgendem link zeitnah an das Paul-Ehrlich-Institut zu melden (https://www.vet-uaw.de).