Aus gegebenem Anlass hat sich der Arbeitskreis Pferd der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) mit der Impfung von Zootieren gegen equine Herpesviren befasst, obwohl Zootiere grundsätzlich nicht in den Zuständigkeitsbereich der StIKo Vet fallen.
Für zoologische Gärten ergibt sich die Schwierigkeit, dass equine Herpesviren bei bestimmten Gazellenarten, Giraffen, Polar- und Schwarzbären, Nashörnern sowie Neuweltkameliden schwere, zum Teil letale Krankheitsbilder verursachen können, während Zebras und Wildesel klinisch inapparent infiziert sein können. EHV-1 und EHV-9 werden vor allem für die Ausbrüche verantwortlich gemacht. Der Infektionsweg basiert auf direktem Kontakt, könnte aber auch z.B. Schadnager als indirekte Überträger beinhalten. Neben der räumlichen Trennung ist eine Strategie zur Reduktion des Risikos für Nicht-Equiden die Immunisierung der Equiden. Borchers et al. berichten, dass im Münchner Zoo dafür der Lebendimpfstoff Prevaccinol eingesetzt wurde. Es wird davon ausgegangen, dass die Wirksamkeit und Sicherheit der Impfstoffe im Einsatz bei Wildequiden der bei Hauspferden entspricht. Diese Annahme ist allerdings nicht durch publizierte Studien belegt.
Für die Immunisierung von Zooequiden besteht die Möglichkeit einer vom Zootierarzt zu verantwortenden Umwidmung von in Deutschland für Pferde zugelassenen Impfstoffen. Grundsätzlich ist jedoch eine Erweiterung der jeweiligen Zulassung anzustreben. Dazu müsste der Zulassungsinhaber einen Feldversuch gemäß §11 (5) TierGesG bei der zuständigen Bundesoberbehörde, dem Paul-Ehrlich-Institut, beantragen. Entsprechend müssen sich die verantwortlichen Zootierärzte mit dem Zulassungsinhaber, bzw. dem Hersteller in Verbindung setzen. Der Vorteil besteht darin, dass die Zootiere kurzfristig mit Impfstoffen versorgt werden, und gleichzeitig Daten für eine dauerhafte Erweiterung der Zulassung erhoben werden können. Das Paul-Ehrlich-Institut hat derartige Anträge in der Vergangenheit zügig bearbeitet und pragmatisch unterstützt. Erfahrungen z.B. mit Staupeimpfstoffen bei Wildkarnivoren zeigen, dass der Attenuierungsgrad der Lebendimpfstoffe bei anderen als den Zieltierarten teilweise nicht ausreicht, und es unter Verwendung von Lebend-impfstoffen bei Wildtieren zu teils fulminanten Impferkrankungen kommen kann. Für die Immunisierung von Zooequiden wird daher empfohlen, Inaktivatimpfstoffen zu verwenden.
Entsprechendes gilt auch für eine mögliche Immunisierung gefährdeter Nicht-Equiden (s. o.). Hier ist ganz besonders auf eine ausschließliche Verwendung von Inaktivatimpfstoffen zu achten.