C. 4 weitere Impfindikationen
Für die im Folgenden beschriebenen Erkrankungen stehen in Deutschland keine zugelassenen Impfstoffe zur Verfügung. Zum Teil gibt es im Europäischen Ausland Impfstoffe, die mit einer entsprechenden Ausnahmegenehmigung eingesetzt werden können. Zum Teil ist es auch möglich, bestandsspezifische Imfstoffe einzusetzen.
Infektiöse Bovine Keratokonjunktivitis
Der Haupterreger der Infektiösen Keratokonjunktivitis der Rinder ist Moraxella bovis. Klinisch zeichnet sich die Keratokonjuktivitis zu Beginn durch vermehrten Tränenfluss, Blepharospasmus und Lichtscheue aus. Im Verlauf der Erkrankung kann es zum Korneaödem, das zur Ulcusbildung neigt, kommen. Leider stehen in Deutschland keine zugelassenen Impfstoffe zur Verfügung. In den Vereinigten Staaten sind inaktivierte Ganzzellvakzine im Einsatz. Je nach Übereinstimmung der Impfstämme mit dem in einer Herde auftretenden Erreger variiert der Impferfolg. Die Wirkung bestandsspezifischer Impfstoffe wird kontrovers beurteilt. weiterführende Informationen
Mykoplasmen-Infektionen
Der Erreger der Lungenseuche, Mycoplasma mycoides subsp. mycoides ist aufgrund konsequenter Bekämpfungsmaßnahmen seit 1926 nicht mehr in Deutschland aufgetreten. Mycoplasma bovis ist dagegen von großer aktueller Bedeutung. Der Erreger verursacht häufig enzootische Krankheitsverläufe. Wirtschaftlich am bedeutsamsten sind Mastitiden. Es kann aber auch zu Genitalinfektionen kommen. Kälber können an käsig-nekrotisierenden Bronchopneumonien mit nachfolgender Polyarthritis erkranken. In den USA kommen Impfstoffe zur Prophylaxe der Mastitis sowie der Bronchopneumonie zum Einsatz. In Deutschland sind bislang keine Impfstoffe zugelassen. Der Einsatz bestandsspezifischer Impfstoffe ist allenfalls bei recurrierenden Polyarthitiden im Mastbereich in Erwägung zu ziehen. In Milchbetrieben und insbesondere zur Mastitisprophylaxe wird von der Verwendung bestandsspezifischer Imfstoffe abgeraten. weiterführende Informationen
Paratuberkulose
Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP) ist der Erreger der Paratuberkulose (Para-Tb) oder Johne‘schen Krankheit. Ein genauer Überblick über das Vorkommen von MAP in deutschen Rinder-, Schaf- und Ziegenbeständen existiert derzeit nicht. In Abhängigkeit von der betroffenen Region, der Tierart, der Bestandsgröße und der Produktionsrichtung ist davon auszugehen, dass in bis zu zwei Dritteln der Betriebe infizierte Tiere stehen. Nach Infektion kommt es teilweise nach jahrelanger Inkubationszeit zu granulomatösen Entzündungen im Bereich des Darmtraktes. Betroffene Tiere entwickeln häufig einen therapieresistenten Durchfall. Bei ungestörter Futteraufnahme kommt es zu einem deutlichen Rückgang der Körperkondition und Leistung. Inaktivatvakzinen können die Infektion nicht verhindern, begrenzen jedoch die Erregerausscheidung und verlangsamen die Ausprägung der klinischen Symptomatik. Für Rinder steht in Europa derzeit kein zugelassener Impfstoff zur Verfügung. Der Impfstoff Gudair®, der Firma CZ Veterinaria, ist in Spanien zur Anwendung an kleinen Wiederkäuern zugelassen. In Schaf- und Ziegenbeständen mit klinischen Fällen und einer Ausscheidungsprävalenz von mehr als 30 % ist der Einsatz des Impfstoffes zu empfehlen. weiterführende Informationen