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A. Kleine Haustiere

Staupe

Leitsymptome:

  • Gastrointestinale, respiratorische, zentralnervöse Symptome

 

Labordiagnostik:

  • direkter Nachweis mittels RT-PCR in Blut, Harn, Konjunktivaltupfer, Liquor, bronchoalveolärer Lavage

Ätiologie

Das Staupevirus, Canine Distemper Virus (CDV), ein Paramyxovirus, ist eng mit dem Masernvirus des Menschen verwandt. Im Gegensatz zum Parvovirus handelt es sich bei dem Staupevirus um ein behülltes RNA-Virus, das wenig widerstandsfähig ist und in der Umwelt schnell inaktiviert wird.

Epidemiologie

Der Erreger kommt weltweit vor. Die Infektion eines Hundes ist daher fast ausschließlich durch direkten Kontakt mit einem infizierten Hund oder einem anderen infizierten (Wild-)Tier möglich. Das sehr breite Wirtsspektrum des Virus umfasst neben den Caniden auch Feliden, Musteliden (Marderartige), Procyoniden (Waschbären), Robben und andere Carnivoren (z. B. Füchse) sowie Schweineartige. Marder und Waschbären sind häufig Träger von CDVund erkranken schwer an dieser Infektion. Eine Infektion von Hunden durch Kontakt mit diesen und anderen Wildtieren (z. B. Füchsen) ist daher leicht möglich. Bei Katzen kommt CDV nicht vor. Die Impfung gegen Staupe hat zu einem deutlichen Rückgang der Erkrankung in der Hundepopulation geführt. Bei Importhunden ohne Impfschutz wird Staupe jedoch nach wie vor hin und wieder diagnostiziert.

Pathogenese

Das CDV ist hoch kontagiös und wird durch oronasale Sekrete übertragen (Tröpfcheninfektion). Nach initialer Vermehrung im lymphatischen Gewebe des Nasen-Rachen-Raums kommt es zur Virämie. In dieser Phase führt eine Lymphozytenzerstörung durch das Virus zu einer Lymphopenie und transientem Fieber. In einer 2. Virämie (ca. 8-9 Tage nach der Infektion) befällt das Virus die Zellen des Respirations- und Gastrointestinaltrakts, des ZNS, der Harnwege, der Haut sowie Erythrozyten und Leukozyten. Die Ausscheidung des CDV mit allen Sekreten beginnt ca. 5 Tage nach der Infektion und dauert von 1-2 Wochen bis zu 3-4 Monaten.

Klinik

Der Ausprägungsgrad der klinischen Symptome ist vom Virusstamm, Alter und Immunstatus des Hundes abhängig. Die Inkubationszeit dauert 3 - 6 Tagen. Neben unspezifischen Symptomen, wie Fieber, Apathie und Inappetenz, stehen die Symptome der erkrankten Organsysteme im Vordergrund. Hunde, bei denen der Respirationstrakt betroffen ist, entwickeln Nasenausfluss, Husten, Konjunktivitis und Tachypnoe/Dyspnoe (infolge einer Pneumonie). Gastrointestinale Symptome sind Vomitus, Diarrhoe und Dehydratation. Hunde mit einer reduzierten und verzögerten Immunantwort können sich von der akuten Infektion erholen, das Virus allerdings nicht eliminieren. Diese Patienten entwickeln chronische Symptome, wobei ZNS-Symptome dominieren (ca. 30 % der infizierten Hunde). ZNS-Symptome treten meist 1-6 Wochen nach den anderen klinischen Symptomen auf und äußern sich in Paresen, Ataxie, Hypermetrie, Nystagmus, Krämpfen und typischen Myoklonien („Staupe-Tick“). Weitere mögliche Manifestationen einer Staupe sind Uveitis, Keratokonjunktivitis sicca, Blindheit, eine Hyperkeratose der Pfotenballen (Hard pad disease) und des Nasenspiegels und später auftretende Zahnschmelzdefekte (Staupegebiss).

Diagnose

Die Diagnose kann durch direkten Erregernachweis (in Blut, Harn, Konjunktiva, Liquor und Kot) mittels RT-PCR gestellt werden. Die Einsendung von Proben mehrerer Lokalisationen (Blut, Urin, Konjunivalabstrich, Kot) erhöht WahrscheinlichkeitWahrscheinlichkeit des Nachweises. Hunde, die mit einer attenuierten Lebendvakzine geimpft sind, können mehrere Wochen danach noch in der RT-PCR positiv sein. Eine spezielle RT-PCR zur Unterscheidung zwischen Feldvirus und Impfvirus wird von wenigen Laboren angeboten. Weiterhin kann mit Hilfe einer quantitativen RT-PCR bei hoher Viruslast auf eine Infektion geschlossen werden, während nach einer Impfung die Viruslast meist gering ist. Ein Nachweis von Antikörpern ist zur Diagnosestellung nicht hilfreich, da fast jeder Hund aufgrund einer vorhergehenden Impfung oder einer klinisch-inapparenten Infektion Antikörper besitzt. Zudem sind Antikörpernachweise beim Auftreten erster Symptome meist noch negativ. Sinnvoll ist ein Antikörpernachweis jedoch zur Aussage über einen bestehenden Schutz, z. B. zur Entscheidung über die Notwendigkeit einer Wiederholungsimpfung beim erwachsenen Tier oder zur Bestimmung des optimalen Impfzeitpunktes bei Hundewelpen.

Behandlung

Es gibt keine Daten zur Wirksamkeit antiviraler Medikamente. Hunde mit Staupe müssen daher symptomatisch therapiert werden. Patienten mit schwergradigen respiratorischen und gastrointestinalen Symptomen sollten stationär betreut und mit einer Infusionstherapie behandelt werden. Bei respiratorischen Symptomen sind immer bakterielle Sekundärinfektionen vorhanden, die eine Antibiose erfordern. Hunde mit Pneumonie sollten mit Sauerstoff, Inhalation, Coupage und schleimlösenden Medikamenten behandelt werden. Die Prognose bei ZNS-Symptomen ist schlecht. Manche Patienten sprechen auf antiepileptische Medikamente an.

Prophylaxe

Die Staupeimpfung ist eine Core-Vakzinierung. Obwohl die Erkrankung heute in Deutschland selten ist, kann sie in Regionen, in denen die Impfung wenig konsequent durchgeführt wird, heute noch ein Problem darstellen. Hunde, die dorthin mitgenommen werden, müssen geschützt sein. Ein guter Schutz ist ferner für Jagdhunde erforderlich, da sie ein hohes Expositionsrisiko durch Kontakt mit infizierten Wildtieren haben. Zuchthündinnen, die hohe maternale Antikörpertiter an die Welpen abgeben sollen, müssen ebenfalls gut vakziniert sein. Gegen die Staupevirusinfektion sind verschiedene Impfstoffe verfügbar. Nur Lebendvakzinen haben sich auf dem Markt durchgesetzt. Im Wesentlichen werden zwei Arten von Impfstoffen eingesetzt. Die so genannten Onderstepoort-ähnlichen Vakzinen beruhen auf einem Impfvirus, das durch Passagen in Hühnereiern oder Hühnerzellkulturen abgeschwächt wurde und auf einen in den 1930er Jahren isolierten Virusstamm zurückgeht. Bei den so genannten Rockborn-ähnlichen Vakzinen erfolgte die Abschwächung des Virus durch Passagen in Hundezellkulturen. Wie bei der Parvovirose stellen maternale Antikörper ein wichtiges Problem bei der Grundimmunisierung dar, und auch bei der Staupeimpfung gilt als „kritische Phase“ die Zeitspanne, in der der Welpe die maternalen Antikörper so weit abgebaut hat, dass sie ihn nicht mehr vor einer Infektion schützen können. Diese geringe Restmenge an Antikörpern kann aber trotzdem noch mit der aktiven Immunisierung interferieren. Der richtige Zeitpunkt der Impfung hängt also entscheidend von der Menge der mit dem Kolostrum aufgenommenen Antikörper ab, und eine Immunantwort der Welpen nach Impfung ist erst mit dem Abfall der maternalen Antikörper möglich. Eine erfolgreiche Impfung induziert einen langjährigen Schutz, und die meisten adulten Hunde in Deutschland haben Antikörper. Es besteht die Möglichkeit, Antikörper gegen CDV in verschiedenen Testsystemen zu bestimmen. Dies kann zur Entscheidung über die Notwendigkeit einer Wiederholungsimpfung herangezogen werden.

weiterführende Literatur

  • Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre; Herausgegeben von H.J. Selbitz; U. Truyen; P. Valentin-Weigand; Enke-Verlag Stuttgart 10. Auflage (2015); Hundestaupe; Ludwig Haas, S. 527 ff.
  • Boretti FS, Hofmann-Lehmann R (2018): Virusinfektionen. In: Praktikum der Hundeklinik, Hrsg Kohn B, Schwarz G, 12. Auflage, Enke Verlag, Stuttgart: 377-395.
  • Sykes JE (2014): Canine Distemper Virus Infektion. In: Canine and feline infectious diseases. Sykes JE ed. Elsevier, St. Louis Missouri, 152-165.
  • Rentería-Solís, et al. (2014) Canine distemper outbreak in raccoons suggests pathogen interspecies transmission amongst alien and native carnivores in urban areas from Germany. Vet Microbiol 174 (1-2): 50-9. 10.1016/j.vetmic.2014.08.034
  • Frölich, et al. (2000) Epizootiological investigations of canine distemper virus in free-ranging carnivores from Germany. Vet Microbiol 74 (4): 283-92. 10.1016/s0378-1135(00)00192-9

 

Dauer der Immunität

Stand: Januar 2022

Die Angaben hinsichtlich der Dauer der Immunität unterscheiden sich je nach Antigen und je nach Hersteller. Der Übersichtlichkeit halber ist die Dauer der Immunität für die Staupe-, Parvovirose- und HCC-Komponente für die einzelnen Hersteller tabellarisch vorabgestellt:

Zulassungsinhaber

Impfstoffreihe

Dauer der Immunität für die Staupe-, Parvovirose- und HCC-Komponente

Boehringer

Eurican-Reihe

2 Jahre – die Grundimmunisierung besteht aus zwei Immunisierungen im Abstand von 4 Wochen, gefolgt von einer Immunisierung nach 1 Jahr.

Ecuphar

Rivac SHPPi+3LT

1 Jahr

Intervet

Nobivac-Reihe

3 Jahre

Nobivac DP Plus

8 Wochen

Virbac

Canigen DHPPi/ L

1 Jahr

Virbagen canis-Reihe

3 Jahre – die Grundimmunisierung besteht aus zwei Immunisierungen im Abstand von 4 Wochen, gefolgt von einer Immunisierung nach 1 Jahr.

 

(Für Vibagen canis SHAP/LT, SHAPPi und SHAPPi/LT wird die Dauer der Immunität nur mit einem Jahr angegeben.)

Zoetis

Vanguard 7

2 Jahre

Versican Plus- Reihe

3 Jahre

Zugelassene Impfstoffe

Im Folgenden sind alle in Deutschland zur Anwendung an Hunden zugelassenen Impfstoffe aufgeführt, die eine Staupeviruskomponente enthalten. Alle Impfstoffe wurden bereits im Kapitel Hepatitis contagiosa canis , bzw. im Kapitel Parvovirose detailliert beschrieben, daher wurde an dieser Stelle auf eine Darstellung der Zusammensetzung, der Applikationshinweise sowie des Anwendungsgebietes verzichtet. Alle Impfstoffe sind in der folgenden Tabelle grau unterlegt.

Handelsname

Zulassungsinhaber

Impfantigen

leb./ inakt.

Hyperlink

Canigen DHPPi/ L

Virbac

Leptospira spp.,

Parvovirus,

Adenovirus,

Parainfluenzavirus,

Staupevirus

inakt.

leb.

leb.

leb.

leb.

PharmNet

Eurican DAP

Boehringer Ingelheim

Parvovirus,

Adenovirus,

Staupevirus

leb.

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leb.

PharmNet

Eurican DAP-Lmulti

Boehringer Ingelheim

Leptospira spp.,

Parvovirus,

Adenovirus,

Staupevirus

Parainfluenza

inakt.

leb.

leb.

leb.

leb.

PharmNet

Eurican DAP-LR

Boehringer Ingelheim

Leptospira spp.,

Parvovirus,

Adenovirus,

Staupevirus

Parainfluenza,

Tollwut

inakt.

leb.

leb.

leb.

leb.

inakt.

PharmNet

Eurican DAPPi

Boehringer Ingelheim

Parvovirus,

Adenovirus,

Staupevirus

Parainfluenza

leb.

leb.

leb.

leb.

PharmNet

Eurican DAPPi-L

Boehringer Ingelheim

Leptospira spp.,

Parvovirus,

Adenovirus,

Staupevirus

Parainfluenza

inakt.

leb.

leb.

leb.

leb.

PharmNet

Eurican DAPPi-Lmulti

Boehringer Ingelheim

Leptospira spp.,

Parvovirus,

Adenovirus,

Staupevirus

Parainfluenza

inakt.

leb.

leb.

leb.

leb.

PharmNet

Eurican DAPPi-LR

Boehringer Ingelheim

Leptospira spp.,

Parvovirus,

Adenovirus,

Staupevirus

Parainfluenza,

Tollwut

inakt.

leb.

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leb.

leb.

inakt.

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Nobivac DP Plus

Intervet

Parvovirus, Staupevirus

leb. 

EPAR

Nobivac SHP

Intervet

Parvovirus,

Adenovirus,

Staupevirus

leb.

leb.

leb.

PharmNet

Nobivac SHPPi

Intervet

Parvovirus,

Adenovirus,

Staupevirus

Parainfluenza

leb.

leb.

leb.

leb.

PharmNet

Nobivac SP

Intervet

Parvovirus,

Staupevirus

leb.

PharmNet

Rivac SHPPi+3LT

Ecuphar

Leptospira spp.,

Parvovirus,

Adenovirus,

Parainfluenzavirus,

Staupevirus

Tollwutvirus

inakt.

leb.

leb.

leb.

leb.

inakt.

PharmNet

Vanguard 7

Zoetis

Leptospira spp.,

Parvovirus,

Adenovirus,

Parainfluenzavirus,

Staupevirus

inakt.

leb.

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Versican Plus DP

Zoetis

Parvovirus,

Staupevirus

leb.

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Versican Plus DHP

Zoetis

Parvovirus,

Adenovirus,

Staupevirus

leb.

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Versican Plus DHPPi

Zoetis

Parvovirus,

Adenovirus,

Staupevirus

Parainfluenza

leb.

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Versican Plus DHPPi/L4

Zoetis

Leptospira spp.,

Parvovirus,

Adenovirus,

Staupevirus

Parainfluenza

inakt.

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EPAR

Versican Plus DHPPi/L4R

Zoetis

Leptospira spp.,

Parvovirus,

Adenovirus,

Staupevirus

Parainfluenza

Tollwutvirus

inakt.

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inakt.

EPAR

Virbagen canis SHA/L

Virbac

Leptospira spp.,

Adenovirus,

Staupevirus

inakt.

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Virbagen canis SHAP

Virbac

Parvovirus,

Adenovirus,

Staupevirus

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Virbagen canis SHAP/L

Virbac

Leptospira spp.,

Parvovirus,

Adenovirus,

Staupevirus

inakt.

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Virbagen canis SHAP/LT

Virbac

Leptospira spp.,

Parvovirus,

Adenovirus,

Staupevirus

Tollwut

inakt.

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Inakt.

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Virbagen canis SHAPPi

Virbac

Parvovirus,

Adenovirus,

Staupevirus

Parainfluenza

leb.

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Virbagen canis SHAPPi/L

Virbac

Leptospira spp.,

Parvovirus,

Adenovirus,

Staupevirus

Parainfluenza

inakt.

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Virbagen canis SHAPPi/LT

Virbac

Leptospira spp.,

Parvovirus,

Adenovirus,

Staupevirus

Parainfluenza

Tollwutvirus

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