Dermatophytosen – Mikrosporie, Trichophytie
Leitsymptome:
- Alopezien, oft schuppig, manchmal krustig
Labordiagnostik:
- Pilzkultur auf Sabouraud-Agar
- PCR (schnelleres Ergebnis als Kultur, jedoch auch positiv bei toten Pilzen)
- klinische Untersuchung mit Wood’scher Lampe und mikroskopische Untersuchung zum Nachweis von Arthrosporen für ein initiales Screening
Ätiologie
Dermatophytosen sind Infektionen der Haut und Haare, verursacht durch die zoophilen und geophilenkeratophile Pilze der Gattungen Microsporum und Nannizia (M. canis, N. gypseum, N. persicolor) und Trichophyton (T. mentagrophytes). Die Mehrzahl der Infektionen bei Katzen wird durch die Spezies M. canis und T. mentagrophytes verursacht, die nicht Teil des normalen Hautmikrobioms sind.
Epidemiologie
Die Erreger der Dermatophytose kommen weltweit vor. Die genaue Prävalenz der Dermatophytosen ist nicht bekannt, da aufgrund ähnlicher Ausprägungen viele Hautkrankheiten ohne Erregernachweis fälschlicherweise als Dermatophytosen angesprochen werden. Grundsätzlich können die hier besprochenen Erreger auch Krankheiten beim Menschen auslösen.
Pathogenese
Dermatophytosen sind vor allem in Mehrkatzenhaushalten weit verbreitet. Viele Katzen ohne klinische Veränderungen können Träger von Sporen sein und dienen als Infektionsquelle. Katzen infizieren sich direkt von Tier zu Tier oder indirekt mittels Vektoren, wie über Haare, Schuppen, Gegenstände (z. B. Kämme, Decken), Arthropoden (z. B. Flöhe), Staubpartikel und Luftströmungen, die Sporen tragen. Nach dem Anhaften im Haarkleid können an Keratinozyten anhängende infektiöse Sporen bei Umgebungstemperatur in wenigen Stunden auskeimen. Dermatophyten bilden proteolytische/lipolytische Enzyme, die bei der Etablierung des Wachstums helfen und mitverantwortlich für die Entzündungsreaktion sind. Im Gegensatz zum Menschen dringen die Dermatophyten beim Tier nicht in das Haar ein, schädigen das Haar aber dennoch. Da die ausgekeimte Hyphe eine intakte, gesunde Haut nicht durchdringen kann, müssen Läsionen vorhanden sein, um das Eindringen in die Dermis zu ermöglichen. Kleinste Wunden oder eine durch Feuchtigkeit aufgeweichte Haut können dazu ausausreichen. Nach etwa 1 bis 3 Wochen treten die ersten Veränderungen auf. Schutzmechanismen, wie z. B. Fette im Sebum auf der Hautoberfläche oder Komponenten des Blutserums, unterdrücken oder verhindern das Wachstum von Dermatophyten. Eine bereits etablierte Infektion führt zu einer spezifischen zellulären Immunreaktion, wobei die Glykoproteine der Pilzzellwände stark immunogen wirken. Nach überstandener Infektion bildet sich eine spezifische Immunität aus, die in der Regel vor einer Neuinfektion schützt.
Klinik
Dermatophytosen sind durch follikuläre Papeln, lokalen Haarverlust, Erythem, Schuppen, Krusten und Hyperpigmentierung gekennzeichnet. Manchmal sind die Veränderungen ringförmig mit zentraler Heilungstendenz und feinen follikulären Papeln in der Peripherie. Läsionen bei der Katze können singulär, aber auch multifokal auftreten. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass Sporen auch auf der normalen Haut in der Umgebung der Läsionen gefunden werden. Pruritus kann vorhanden sein, aber auch völlig fehlen. Selten kann auch (insbesondere bei Perserkatzen) ein Pseudomyzetom beobachtet werden. Aufgrund des Haarausfalles kann es vorkommen, dass Katzen durch ihr Putzverhalten vermehrt Haare aufnehmen und deshalb Erbrechen oder Obstipation zeigen.
Diagnose
Als initiales Screening werden eine klinische Untersuchung unter Verwendung der Wood’schen Lampe sowie eine mikroskopische Untersuchung durchgeführt. Als beste diagnostische Option gilt die Kultur der Pilze. Die Wood’sche Lampe produziert nach einigen Minuten der Aufwärmphase UV-Licht, wodurch fluoreszierende Pilze zu erkennen sind. Allerdings fluoreszieren nur ein Teil der M.-canis-Stämme, während andere relevante Dermatophyten kein oder kaum Licht abstrahlen. Das Leuchten der Pilze ist entlang der Haarschäfte und nicht auf oder in den Hautschuppen zu beobachten. Die mikroskopische Untersuchung der Haarproben zeigt Sporen und Hyphen, die eine Bewertung erschweren oder verhindern können. Der sicherste Nachweis gelingt mit Hilfe der Kultur. Für die Kultur können einzelne Haare aus den Randbezirken der betroffenen Regionen der Katze gezupft werden. Besser bewährt hat sich die „McKenzie-Zahnbürstenmethode“. Mit einer neuen, sterilen Zahnbürste (frisch aus der Verpackung) wird 2 bis 3 Minuten intensiv über den veränderten Bereich oder das ganze Fell des Tieres gebürstet. Danach werden die Borsten und die darin befindlichen ausgekämmten Haare mehrfach auf das bereitgestellte Kulturmedium gedrückt und die Platten bebrütet. Dermatophytenkolonien werden nach 5 bis 7 Tagen auf entsprechenden Kulturmedien sichtbar. Da auf den Selektivmedien auch Schimmelpilze wachsen können, muss zusätzlich zur Beurteilung des Wachstums die makro- und mikroskopische Untersuchung herangezogen werden. Endgültige Ergebnisse sind nach 3 Wochen Inkubation bei 21 bis 24 °C zu erzielen. Die in Frage kommenden Spezies werden anhand der Konidien, vor allem anhand der Makrokonidien, identifiziert. Auch eine PCR ist für Diagnose mittlerweile verfügbar. Sie liefert ein schnelleres Ergebnis als die Kultur, kann aber nicht zwischen Infektion und abgetöteten Pilzorganismen nach Therapie unterscheiden.
Behandlung
Bei einer Behandlung ist vor allem wichtig, den Infektionsdruck in der Umgebung zu reduzieren. Dies kann vor allem für Mehrkatzenhaushalte, wie Katzenzuchten und Tierheime, problematisch sein. Das therapeutische Management umfasst eine lokale Behandlung mit sporiziden Mitteln und eine sytemische Therapie mit Antimykotika. Vor der lokalen Behandlung muss das Fell an der betroffenen Stelle ausgeschnitten werden. Katzen mit langen Haaren oder ausgedehnten Veränderungen sollten komplett geschoren werden.
Prophylaxe
Die beste Prophylaxe für Einzelhaltungen, Zuchten und Tierpensionen ist, das Einschleppen von Sporen zu vermeiden. Viele Katzen tragen jedoch Sporen, ohne selbst eine Erkrankung zu entwickeln und sind somit klinisch unauffällig. Die aktive Immunisierung zielt auf das Induzieren einer spezifischen, hauptsächlich zellvermittelten Immunität gegen Dermatophyten ab. Die Impfung verringert das Risiko der Ausbildung einer klinisch apparenten Infektion und kann bei bereits bestehenden Hautveränderungen den Abheilungsprozess beschleunigen. Sie kann jedoch die Infektion nicht verhindern. Zudem hat die Impfung keinen Einfluss auf die Sporen im Haarkleid. Die Impfung wird vorwiegend metaphylaktisch/therapeutisch in befallenen Beständen eingesetzt. Bei therapeutischer Anwendung an bereits infizierten Tieren kann die Abheilung klinisch sichtbarer Hautveränderungen beschleunigt werden. Dennoch wird die Impfung gegen Dermatophytose nicht grundsätzlich empfohlen, da nach einer Impfung bereits infizierter Tiere die Symptome zwar besser werden können, jedoch die Pilzmenge auf der Haut nicht abnimmt. Da es sich um eine Zoonose handelt, sollten befallene Katzen daher besser therapiert und nicht geimpft werden. Im Hinblick auf die Zoonosegefahr ist es deshalb unerlässlich, die Prophylaxemaßnahmen mit einer effektiven Behandlung der Patienten und Desinfektion der Umgebung zu kombinieren, um eine erfolgreiche Bekämpfung der Infektionen zu gewährleisten.
weiterführende Literatur
- Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre; Herausgegeben von H.J. Selbitz; U. Truyen; P. Valentin-Weigand; Enke-Verlag Stuttgart 10. Auflage (2015); Dermatomykosen; Johann Bauer, Karin Schwaiger; S. 352 ff.
- Moriello, et al. (2017) Diagnosis and treatment of dermatophytosis in dogs and cats.: Clinical Consensus Guidelines of the World Association for Veterinary Dermatology. Vet Dermatol 28 (3): 266-e68. 10.1111/vde.12440
- Moroiello KA, DeBoer DJ. Kapitel: Cutaneous Fungal Infections. In: Infectious Diseases of the Dog and Cat. Eds: Greene CE; Elsevier, St. Louis (2012), S. 588–606.
- Westhoff, et al. (2011) Treatment of feline dermatophytosis with an inactivated fungal vaccine. Kleintierpraxis 56 (8): 401-410.
- Lund and Deboer (2008) Immunoprophylaxis of dermatophytosis in animals. Mycopathologia 166 (5-6): 407-24. 10.1007/s11046-008-9111-6
Zugelassene Impfstoffe
Stand: Januar 2022Zusammensetzung
Handelsname | Impfantigen | Inaktivierung | Thiomersal pro Dosis | Adjuvans |
Insol Dermatophyton | T. verrucosum, Stamm Nr. 410; T. mentagrophytes, Stamm Nr. 1032; T. sarkisovii, Stamm Nr. 551; T. equinum, Stamm Nr. 381; M. canis, Stamm Nr. 1393; M. canis var. distortum, Stamm Nr. 120; M. canis var. obesum, Stamm Nr. 1311; N. gypseum, Stamm Nr. 59 | k.A. | 0,04 mg | – |
Rivac Mikroderm | Microsporum canis, Stamm CCM 8211 | k.A. | – | Aluminiumhydroxid |
Virbagen Mikrophyt | Microsporum canis, Stamm CCM 8211 | k.A. | – | Aluminiumhydroxid |
Applikationshinweise
Handelsname | Dosis | frühester Impfzeitpunkt | Grundimmunisierung | Wiederholung | Bemerkungen |
Insol Dermatophyton | Bis 10 kg:0,3 ml i.m. Über 10 kg: 0,5 ml | Hund: ab 6. Lebenswoche | Zweimal im Abstand von 14 Tagen, an wechselnde Körperseiten | Alle 9 Monate zwei Dosen im Abstand von 14 Tagen | Nicht während Trächtigkeit oder Laktation anwenden. |
Rivac Mikroderm | 1 ml i.m. | ab 12. Lebenswoche | Zweimal im Abstand von 14-21 Tagen, ggf. kann eine dritte Applikation 18-24 Tagen nach der 2. Applikation | einmal jährlich | Unterentwickelte, kachektische und stark gestresste Hunde nicht impfen; nicht während der Trächtigkeit und Laktation anwenden. |
Virbagen Mikrophyt | 1 ml i.m. | ab 12. Lebenswoche | Zweimal im Abstand von 14-21 Tagen, ggf. kann eine dritte Applikation 18-24 Tagen nach der 2. Applikation | einmal jährlich | Unterentwickelte, kachektische und stark gestresste Hunde nicht impfen; nicht während der Trächtigkeit und Laktation anwenden. |
Anwendungsgebiet
Handelsname | Indikation |
Insol Dermatophyton | Zur aktiven Immunisierung von Pferden, Hunden und Katzen gegen Dermatophytosen, verursacht durch Trichophyton verrucosum, Trichophyton mentagrophytes, Trichophyton sarkisovii, Trichophyton equinum, Mikrosporum canis und Nannizzia gypseum zum Zwecke der Reduktion des Risikos einer klinischen Infektion durch diese Pilzarten, sowie als therapeutische Maßnahme zur Beschleunigung der Abheilung der klinisch sichtbaren Hautveränderungen bei Tieren, die an einer durch diese Pilzarten verursachten Dermatophytose erkrankt sind. Der Impfschutz besteht ab ca. fünf Wochen nach der ersten Impfung; die Dauer des Impfschutzes beträgt mindestens neun Monate. |
Rivac Mikroderm | Aktive Immunisierung von gesunden, gefährdeten oder erkrankten Katzen und Hunden gegen Dermatophytosen, verursacht durch Microsporum canis. Bei prophylaktischem Einsatz führt die Impfung zu einer deutlichen Reduktion der nach Microsporum canis-Infektion auftretenden klinischen Symptome. Als therapeutische Impfung reduziert sie bei bereits erkrankten Tieren die Dauer der Abheilung. Der Impfschutz ist etwa 4 Wochen nach der 2. Impfung voll ausgebildet. Die Immunität hält für mindestens ein Jahr an. |
Virbagen Mikrophyt | Aktive Immunisierung von gesunden, gefährdeten oder erkrankten Hunden und Katzen gegen Dermatophytosen, verursacht durch Microsporum canis, die als prophylaktische Impfung zu einer deutlichen Reduktion der nach Microsporum canis-lnfektion auftretenden klinischen Symptome führt oder als therapeutische Impfung bei bereits erkrankten Tieren die Dauer der Abheilung reduziert. Der Impfschutz ist etwa 4 Wochen nach der 2. Impfung voll ausgebildet. Die Immunität hält für mindestens ein Jahr an. |