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D. Kleine Wiederkäuer

Moderhinke

Informationen zum Erreger

Die Moderhinke ist eine hochkontagiöse Krankheit, die durch Dichelobacter (D.) nodosus (früher: Bacteroides nodosus) als Primärerreger in Synergismus mit Fusobacterium (F.) necrophorum, beides gramnegative, nicht-sporenbildende Anaerobier, verursacht wird. Während F. necrophorum in praktisch allen Schaf- und Ziegenbetrieben vorkommt und dieser Keim für die initiale Gewebszerstörung verantwortlich ist, kommt Dichelobacter die entscheidende Rolle in der Pathogenese der Erkrankung zu, denn nur bei Infektion mit virulenten Stämmen von D. nodosus entwickelt sich hochgradige Moderhinke mit Unterminierung des Sohlen- und Wandhorns. Innerhalb der Spezies D.  nodosus werden 25 Serotypen innerhalb von 10 Serogruppen (A-I und M) unterschieden. Die Basis des Serotypisierungssystems sind die Fimbrien. Es besteht nur geringe bis keine Kreuzprotektion zwischen den 10 Serogruppen. Dabei sind Feldinfektionen meist durch mehrere Serotypen und Serogruppen verursacht. Anhand der Proteolyse können kulturell oder molekularbiologisch gutartige (benigne) oder virulente Stämme unterschieden werden. Entsprechend der Virulenz der Erreger wird bei den Schafen im internationalen Schrifttum gutartige von virulenter Moderhinke unterschieden. Von der virulenten Moderhinke wird außerdem die Contagiöse Ovine Digitale Dermatitis (CODD) abgegrenzt, bei der neben den eigentlichen Moderhinke-Erregern zusätzlich Treponemen am Krankheitsgeschehen beteiligt sind.  Der Erreger kann über lange Zeiträume in Klüften und Gewebe der Klaue persistieren. Außerhalb der Klauen stirbt er innerhalb von ca. 4 bis 42 Tagen ab, abhängig von den Umweltbedingungen.

Die Erreger besiedeln die der Lederhaut nächstliegende Hornschicht, die durch proteolytische Prozesse in eine käsig-schmierige Masse aufgelöst wird. Durch die resultierende Klauenlederhautentzündung kommt es zu sehr starken Schmerzen. Die Tiere zeigen unterschiedlich starke Lahmheit, wobei in erster Line die Klauen der Vordergliedmaßen betroffen sind. Häufig werden die Tiere beobachtet, wie sie auf den Karpalgelenken liegend fressen. In besonders schweren Fällen kann es zum Ausschuhen kommen. Der Allgemeinzustand der Tiere verschlechtert sich. Durch Abmagerung, Verschlechterung der Wollqualität sowie eine verminderte Milchleistung kann es zum Teil zu erheblichen Verlusten kommen. Therapeutisch steht die systemische antibiotische Behandlung im Vordergrund. Eine Korrektur des Klauenhorns sollte frühestens 5 Tage nach der antibiotischen Behandlung erfolgen. Prophylaktisch ist die Kontrolle der Klauengesundheit neuer Tiere vor dem Einstellen in die Herde, die Vermeidung von Weiden und Triebwegen befallener Herden und das Teilen der eigenen Herde zu nennen. Eine sinnvolle Ergänzung zu den genannten Maßnahmen ist die Impfung. Die Schwierigkeit bei der Entwicklung von Impfstoffen besteht in der fehlenden Kreuzprotektion der Serogruppen untereinander. Wenn nicht spezifische, auf den Bestand abgestimmte Impfstoffe zum Einsatz kommen sollen, müssen möglichst viele Serogruppen in dem Impfstoff enthalten sein. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass die Inkorperation jeder zusätzlichen Serogruppe in die Vakzine zu einem entsprechenden Abfall von Antikörperaktivitäten gegen die einzelnen Serotypen führt (siehe Raadsma et al., 1994). Deshalb ist die klinische Erfahrung mit diesen multivalenten Vakzinen, dass sie bei hochgradigen Belastungen nur teilweise und auch nur für eine relativ kurze Zeit (10-12 Wochen) vor der Erkrankung schützen. In Deutschland steht ein kommerzieller Impfstoff zur Verfügung. Allerdings deckt dieser Impfstoff nicht alle in Deutschland vorkommenden Serotypen gleichermaßen ab. Zudem provoziert der Impfstoff teilweise schwere Lokalreaktionen. Neben Schafen kann die Krankheit auch auf Rinder, Ziegen und Schalenwild übertragen werden. Rinder mit Mortellaro’scher Krankheit beherbergen häufig benigne Stämme von D.  nodosus. Beim Auftreten von benigner Moderhinke ist der protektive Effekt der Impfung meist gering. Erfahrungen mit dem Impfstoff gegenüber CODD liegen bisher nicht vor.

weiterführende Literatur

  • Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre; Herausgegeben von H.J. Selbitz; U. Truyen; P. Valentin-Weigand; Enke-Verlag Stuttgart 9. Auflage (2011); Dichelobacter nodosus; Gunter Amtsberg und Jutta Verspohl; S. 253.
  • Bostedt, H.; Ganter, M.; Hiepe, T. (Hrsg.): Klinik der Schaf- und Ziegenkrankheiten, 1. Auflage. Stuttgart: Thieme, 2018, S. 660-668
  • Update on footrot in south-west Germany. (1999) Younan, et al. Dtsch Tierarztl Wochenschr. 106, pp: 66-7.

Zugelassene Impfstoffe

Stand Januar 2022

Handelsname

zugelassen für

Zulassungsinhaber

Impfantigen

leb./ inakt.

Hyperlink

Footvax

Schaf

Intervet

Moderhinke

inakt.

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Zusammensetzung

Handelsname

Impfantigen

Zelllinie

Inaktivierung

Konservierungsstoff

(pro Dosis)

Adjuvans (pro Dosis)

Footvax

Dichelobacter nodosus Serotypen A, B1, B2, C, D, E, F, G, H und I

Formalin

Thiomersal 0.015% w/v

Formaldehyd 0.05%

leichtes Mineralöl. NF

60% v/v  

Mannide Oleat (Montanide 888) 4.5% v/v

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Applikationshinweise

Handelsname

Dosis

frühester Impfzeitpunkt

Grundimmunisierung

Wiederholung

Bemerkungen

Footvax

1 mL; s.c.

Ab 12 Wochen

2 Impfungen im Abstand von 4-6 Wo

Nach 6 Monaten, in besonders gefährdeten Gebieten nach 4-5 Monaten

Der Impfstoff soll nicht vier Wochen vor und nach dem Ablammen und nicht an säugende Milchschafe verabreicht werden. In Gebieten, in denen die Moderhinke nur einmal im Jahr auftritt, ist die jährliche Nachimpfung ausreichend. Es sollte jeweils ca. 6 Wochen vor dem Zeitpunkt nachgeimpft werden, zu dem die betreffende Herde erfahrungsgemäß besonders dem Risiko einer Erkrankung durch Moderhinke ausgesetzt ist.

 

CAVE: Der Impfstoff verursacht häufig Abszesse an der Injektionsstelle. Als Applikationsort wird der Ohrgrund empfohlen, da bei einer Abszessbildung an dieser Körperstelle der Eiter nicht über den Schlachtkörper fließt. Aufgrund der Gefahr von Meningitiden und der Vereiterung entlang des Nackenbandes ist die intramuskuläre Injektion hier unbedingt zu vermeiden.

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Anwendungsgebiet

Handelsname

Indikation

Footvax

Aktive Immunisierung von Schafen gegen Moderhinke, verursacht durch verschiedene Serotypen von Dichelobacter (Bacteroides) nodosus, die als prophylaktische Impfung zum Schutz gegen die Moderhinke führt, oder als therapeutische Impfung bei bereits erkrankten Tieren die Dauer der Abheilung reduziert.

 

Ein belastbarer Impfschutz ist ca. 4 Wochen nach der zweiten Impfung (Grundimmunisierung) voll ausgeprägt, die Dauer der Immunität beträgt bis zu 12 Monate.

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