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C. Rinder

Tollwut

CAVE: Anzeigepflicht (Kategorie B)

Informationen zum Erreger

Das Tollwutvirus gehört zu den Rhabdoviren. Es wird allgemein als geschossförmig bezeichnet. Es trägt ein negativ-einzelsträngiges RNA-Genom. Das Nukleokapsid, das die spiralförmig angeordnete RNA enthält, ist von einer Hülle umgeben, in die ihrerseits G-Proteine verankert sind. Die G-Proteine spielen bei der Anheftung an die Wirtszelle eine entscheidende Rolle. Neutralisierende Antikörper richten sich gegen das G-Protein Trimer. Epidemiologisch lassen sich bei der klassischen Tollwut je nach Erregerreservoir sylvatische von urbanen Infektionszyklen unterscheiden. Während der sylvatische Zyklus in der Regel auf wildlebenden Karnivoren basiert, beruht der urbane Zyklus im Wesentlichen auf streunenden Hunden. Entsprechend wird der urbane Zyklus vor allem in Ballungszentren der Dritten Welt beobachtet. Durch Köderimmunisierung des Rotfuchsreservoirs ist die terrestrische, klassische Tollwut in Westeuropa getilgt. In Osteuropa und Nordamerika basiert der sylvatische Zyklus zum Teil auf anderen Reservoirtieren, z.B. Marderhund in Osteuropa, bzw. Waschbär und Skunk in Nordamerika, die deutlich schlechter durch Köderimpfstoffe zu immunisieren sind als der europäische Rotfuchs. Von der klassischen Tollwut abzugrenzen ist das Infektionsgeschehen in Fledermäusen. Neben dem klassischen Tollwutvirus werden innerhalb der Gattung Lyssavirus elf weitere, vor allem Fledermaus-adaptierte Genotypen unterschieden. Obwohl das Fledermauslyssavirus auch in Europa in der Fledermauspopulation weit verbreitet ist, kommt es nur sehr selten zu Übertragung auf andere Haus- oder Wildsäugetiere.

Die Infektion erfolgt i.d.R. durch Bissverletzungen. Es kommt zu einer initialen Vermehrung des Virus und einer retrograd axonalen Wanderung über periphere Nervenbahnen ins zentrale Nervensystem. Dort im Bereich des Hirnstammes sowie des Hypocampus und des Ammonshorns kommt es zu einer starken Vermehrung. Von dort ausgehend gelangt das Virus in die Speicheldrüsen, wo es wieder zu einer massiven Vermehrung kommt. Je nach Lokalisation des Eintritts kann die Inkubationsdauer von wenigen Tagen zu Monaten reichen. Klinisch sind exzitative von depressiven Verhaltensveränderungen zu unterscheiden (rasende vs. stille Wut). Heiseres Brüllen, Verbeißen in die Futterkrippe, Wasserscheu, starkes Speicheln, Tenesmus, häufiger Harnabsatz, Ataxien und finales Festliegen können Symptome der Tollwut beim Rind sein. 3-6 Tage nach Auftreten der ersten Symptome verenden die Tiere. Während der neurogenen Ausbreitung kommt es zu keiner messbaren Immunantwort. Erst im finalen Stadium finden sich hohe Titer neutralisierender Antikörper, die dann das Schicksal der Tiere nicht mehr beeinflussen können.

Die Prophylaxe beruht ganz wesentlich auf der Verabreichung von Impfstoffen. Die für den Menschen und für Haussäugetiere verfügbaren Inaktivatimpfstoffe beruhen auf dem klassischen Tollwutvirus. Die Kreuzimmunität deckt zumindest einige der Fledermausadaptierten Genotypen ab. Beim Menschen gibt es die Möglichkeit der post-expositionellen Prophylaxe. Dies ist bei Haussäugetieren verboten. Lebendimpfstoffe dienen ausschließlich als Köderimpfstoffe zur Bekämpfung der Wildtiertollwut.

weiterführende Literatur

  • Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre; Herausgegeben von H.J. Selbitz; U. Truyen; P. Valentin-Weigand; Enke-Verlag Stuttgart 10. Auflage (2015); Genus Lyssavirus; Ludwig Haas; S. 512 ff.
  • Cattle rabies vaccination-A longitudinal study of rabies antibody titres in an Israeli dairy herd. (2015) Yakobson, et al. Preventive Veterinary Medicine. 121, pp: 170-175.
  • Antibody Response in Cattle and Guinea Pigs Inoculated with Rabies Vaccines. (2014) Yang, et al. Journal of Bacteriology and Virology. 44, pp: 67-74.
  • Evaluation of the Efficacy of an Anti Rabies Vaccine Flury-LEP Strain in Bovines. (1978) Gonzalez-G and Barrera. Revista del Instituto Colombiano Agropecuario. 13, pp: 363-368.

Zugelassene Impfstoffe

Stand Januar 2022

Handelsname

zugelassen für

Zulassungsinhaber

Impfantigen

leb./ inakt.

Hyperlink

Enduracell T

Rind, Pferd, Hund, Katze

Zoetis

Tollwutvirus

inakt.

PharmNet

Nobivac T

Rind, Schaf, Pferd, Hund, Katze, Frettchen

Intervet

Tollwutvirus

inakt.

PharmNet

Rabisin

Rind, Schaf, Pferd, Hund, Katze, Frettchen, Nerz

Boehringer Ingelheim

Tollwutvirus

inakt.

PharmNet

Versiguard Rabies

Rind, Schaf, Ziege, Pferd, Hund, Katze, Frettchen

Zoetis

Tollwutvirus

inakt.

PharmNet

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Zusammensetzung

Handelsname

Impfantigen

Zellinie

Inaktivierung

Thiomersal

(pro Dosis)

Adjuvans (pro Dosis)

Enduracell T

Tollwutvirus

Flury LEP

k.A

k.A

Al(OH)3      2.1 mg

Nobivac T

Tollwutvirus,

St. Pasteur RIV

k.A

k.A.

0.1 mg

Aluminiumphosphat

0.66 mg

Rabisin

Tollwutvirus,

Virus fixe, St. G52

k.A

k.A.

Al(OH)3      1.7 mg

Versiguard Rabies

Tollwutvirus, St. SAD Vnukovo-32

k.A

k.A

0.1 mg

Al(OH)3      2.0 mg

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Applikationshinweise

Handelsname

Dosis

frühester Impfzeitpunkt

Grundimmunisierung

Wiederholung

Bemerkungen

Enduracell T

1 mL; s.c.

Ab 3 Mo

einmal

Im Abstand von max. 3 Jahren

 

Nobivac T

1 mL

Rind i.m.

Schaf s.c.

Ab 6 Mo

einmal

Rind zwei­jährlich;

Schaf jährlich

kann während Trächtigkeit verabreicht werden

Rabisin

1 mL; s.c./i.m.

Ab 4 Mo

einmal; wenn bei der Erstimpfung jünger als 9 Mo zweite Imm. zwischen 9-12 Lebensmonaten

Jährlich

kann während Trächtigkeit und Laktation verabreicht werden

Versiguard Rabies

1 mL; s.c./ i.m.

Ab 12 Wo

einmal

1. Auffrischung n. 1 Jahr; anschließend alle 2 Jahre

kann während Trächtigkeit verabreicht werden; die Gabe während der Laktation wurde nicht untersucht

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Anwendungsgebiet

Handelsname

Indikation

Enduracell T

Zur aktiven Immunisierung von Hunden, Katzen, Rindern und Pferden gegen Tollwut. Die Impfung verhindert Erkrankung und Mortalität.

 

Beginn der Immunität: Ein belastbarer Impfschutz ist ca. 14 Tage nach der Impfung ausgebildet, Die Dauer der Immunität beträgt beim Rind 3 Jahre.

Nobivac T

Zur aktiven Immunisierung von gesunden Hunden, Katzen, Frettchen, Rindern, Schafen und Pferden gegen Tollwut. Die Impfung verhindert Erkrankung und Mortalität.

 

Beginn der Immunität: Eine schützende Antwort ist bei Rind und Schaf 4 Wochen nach Impfung zu erwarten; Dauer der Immunität: Bei Rindern 2 Jahre, bei Schafen 1 Jahr.  

Rabisin

Zur aktiven Immunisierung von Hunden, Katzen, Marderartigen, Pferden, Rindern und Schafen gegen Tollwut. Die Impfung verhindert Erkrankung und Mortalität.

 

Beginn der Immunität: beim Rind drei Wochen, beim Schaf 1 Monat nach Abschluss der Grundimmunisierung; Dauer der Immunität: beim Rind und Schaf mindestens 1 Jahr.

Versiguard Rabies

Zur aktiven Immunisierung von Hunden, Katzen, Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen, Pferden und Frettchen (ab einem Alter von 12 Wochen und älter) gegen Tollwut. Die Impfung verhindert Erkrankung und Mortalität.

 

Beginn der Immunität: 14 bis 21 Tage nach der Erstimpfung; Dauer der Immunität: bei Rinder, Schafen und Ziegen mindestens 1 Jahr nach der Erstimpfung und 2 Jahre nach Wiederholungsimpfungen.

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