Rotlauf
Informationen zum Erreger
Die Rotlauferkrankung wird durch Erysipelothrix rhusiopathiae, ein grampositives Stäbchenbakterium, verursacht. Es sind 26 Serovare definiert. Am virulentesten gelten Stämme der Serovar 1. Vertreter der Serovar 2 sind in der Regel etwas schwächer virulent. Obwohl das Wirtsspektrum von E. rhusiopathiae relativ breit ist und z.B. auch Schafe, sehr selten Ziegen und Puten an Rotlauf erkranken können, ist das Schwein von den landwirtschaftlichen Nutztieren am empfänglichsten. Infizierte Tiere scheiden den Erreger massenhaft mit dem Harn und dem Kot aus. Aufgrund der hohen Tenazität kann der Erreger teilweise monatelang in der Umgebung (z.B. im Erdboden, in Gewässern und Abwässern) persistieren. Dort findet aber vermutlich kein Wachstum statt. Dagegen können andere Tiere, z.B. Nagetiere oder Vögel, den Erreger weiterverbreiten. Neuinfektionen erfolgen in der Regel oral oder über die Konjunktivalschleimhaut. Der Erreger kann aber auch perkutan eindringen. Je nach Virulenz des jeweiligen Erregerstammes, bzw. je nach Immunitätslage tragen weitere Faktoren, z.B. Transportstress, hohe Umgebungstemperaturen etc. zur Manifestierung der Krankheit bei. Bei Schafen erfolgt die Infektion vor allem über Verletzungen zum Teil auch oral. Hauptübertragungsweg bei Lämmern sind Nabelinfektionen. Überhaupt tritt der Rotlauf vor allem bei Lämmern in einem Alter zwischen 2 und 4 Lebensmonaten auf.
Das klinische Bild des Rotlaufs beim Schaf ist in aller Regel durch eine Allgemeininfektion mit Manifestation in den Gelenken gekennzeichnet. Septikämische Verläufe sind selten. Häufig betroffen sind Karpal- und Tarsalgelenke. Die Gelenke sind häufig warm, teils fluktuierend gefüllt und druckempfindlich. Die Tiere haben Schwierigkeiten beim Aufstehen, gehen lahm und zeigen zuweilen eine kyphotische Aufkrümmung des Rückens. Durch herabgesetzte Freß- und Sauglust bleiben die betroffenen Jungtiere in ihrer Entwicklung zurück. In der Regel erkranken bis zu 20% der Jungtiere. Die Letalität ist gering. Ein gehäuftes Auftreten akuter Polyarthritiden bei Lämmern kann als Hinweis auf ein Rotlaufgeschehen gewertet werden. Da es häufig nicht gelingt, den Erreger aus Gelenkpunktat kulturell nachzuweisen, können serologische Dagnostikmethoden zur Erhärtung einer Verdachtsdiagnose hinzugezogen werden.
Die akute Rotlauferkrankung ist durch wiederholte Penicillin-Gaben gut zu therapieren. Häufig kann auch bei protrahierten Verläufen noch eine Besserung erzielt werden. Chronisch-ankylotische Gelenkveränderungen sind einer Therapie allerdings nicht mehr zugänglich. Die Impfung gegen Rotlauf vermittelt guten Schutz vor der Erkrankung. In Beständen, die wiederholt mit Rotlauferkrankungen konfrontiert sind, kann die prophylaktische Anwendung von für das Schwein zugelassenen, monovalenten Rotlauf-Impfstoffen erwogen werden. Während des Ausbruchs sollte immer die Therapie im Vordergrund stehen, eine Impfung ist dann nicht angezeigt.
weiterführende Literatur
- Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre; Herausgegeben von H.J. Selbitz, U. Truyen, P. Valentin-Weigand; Enke-Verlag Stuttgart 10. Auflage (2015); Rotlauf beim Schaf, H.J. Selbitz; S. 291.
- Klinik der Schaf- und Ziegenkrankheiten; Herausgegeben von H. Bostedt, M. Ganter, T. Hiepe; Thieme-Verlag Stuttgart (2018); Rotlauf, H.J. Selbitz und U. Moog; S. 317 ff.