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A. Kleine Haustiere

Chlamydiose

Leitsymptome:

  •  Konjunktivitis

Labordiagnostik:

  • Nachweis der DNA mittels PCR aus Tupferproben (Augen, Rachen)

Ätiologie

Chlamydia (C.) felis ist ein weit verbreiteter Erreger, der zu den Erregern des Katzenschnupfens gezählt wird, obwohl er fast ausschließlich Veränderungen an den Augen verursacht. Chlamydien sind obligat intrazellulär lebende, gramnegative Bakterien. Ihnen fehlen für den eigenen Stoffwechsel wichtige Elemente, die ein autonomes Überleben und die Fortpflanzung gewährleisten würden. Aufgrund dieser Besonderheit sind sie von Wirtszellen abhängig und durchlaufen einen ungewöhnlichen Entwicklungszyklus in Form von Elementar- und Retikularkörpern. Die kleinen (0,2 – 0,6 µm), metabolisch inaktiven, mit einer starren Zellwand ausgestatteten Elementarkörper sind in der Lage, Zellen zu infizieren. Innerhalb der Zelle entwickeln sich im Verlauf von 48 Stunden aus den Elementarkörpern die größeren (0,5 – 1,5 µm), nicht infektiösen, zellwandlosen, Stoffwechsel-aktiven und zur Teilung befähigten Retikularkörper. Daraus formen sich wiederum zellwand-gebundene Elementarkörper. Die neu produzierten Elementarkörper werden durch Zelllyse freigesetzt und sind somit in der Lage, weitere Zellen zu infizieren. C. felis ist relativ wirtsspezifisch. Es gibt keine Hinweise für ein nennenswertes zoonotisches Risiko.

Epidemiologie

C. felis kommt weltweit bei Katzen vor. Der Erreger spielt vor allem in Mehrkatzenhaushalten, wie Katzenzuchten und Tierheimen, eine Rolle. Bei etwa 5 % der klinisch unauffälligen Katzen lassen sich Chlamydien in Tupferproben von Konjunktiven oder Rektum nachweisen. Bei Katzen mit Konjunktivitis scheiden bis zu 30 % der Katzen den Erreger aus.

Pathogenese

Übertragen werden die Organismen durch direkten Kontakt von Katze zu Katze oder durch Aerosole. Während der Geburt können Chlamydien von der Mukosa des Genitalbereichs der Mutter auf die Nachkommen übertragen werden. Eine venerische Übertragung wurde bisher experimentell nicht bestätigt. Nach Infektion der Schleimhäute und Reproduktion in deren Epithelzellen kann C. felis tiefer liegende Gewebe (Endothelien der Gefäße, Tonsillen, Lunge, Leber, Milz, Nieren, Darm, Genitaltrakt) durch infizierte Makrophagen besiedeln. Nach Abklingen der klinischen Veränderungen schließt sich eine chronische, klinisch unauffällige Phase an. Experimentell konnten Chlamydien noch 215 Tage nach der Infektion in den Konjunktiven von Katzen nachgewiesen werden.

Klinik

Nach Infektion der Konjunktiven zeigen Katzen eine Rötung der Konjunktiven, Chemosis, Blepharospasmus und serösen bis mukopurulenten Augenausfluss. C.-felis-Infektionen führen (im Gegensatz zu FHV-Infektionen) nicht zu einer Schädigung der Kornea. Das Allgemeinbefinden ist meist weitgehend ungestört, und auch die Futteraufnahme bleibt erhalten. Pneumonien sind selten und verlaufen meist klinisch inapparent; dementsprechend werden Husten und Schnupfensymptome selten in Zusammenhang mit Chlamydien-Infektionen beobachtet. Experimentell infizierte Katzen entwickelten zudem innerhalb von 2 Wochen nach Infektion Fieber, Abgeschlagenheit, Lahmheit und Gewichtsverlust. Sehr selten treten auch genitale C.-felis-Infektionen auf, z. B. bei durch eine feline-Immunschwächevirus-Infektion immunsupprimierten Katzen.

Diagnose

C. felis kann mittels PCR in Abstrichen von Schleimhäuten (Konjunktiven, Nasenschleimhaut, Pharynx) nachgewiesen werden. Dabei ist wichtig, dass die Tupfer für die Abstriche intensiv an den Schleimhäuten gerieben werden, sodass genügend infizierte Epithelzellen im Tupfer verbleiben. Baumwolltupfer eignen sich dazu am besten.

Behandlung

Zur Behandlung einer C.-felis-Infektion gilt Doxycyclin als Mittel der Wahl. Die klinischen Symptome heilen meist innerhalb weniger Tage ab. Soll eine Erreger-Eliminiation erreicht werden, dann muss Doxycyclin für eine Dauer von 6 Wochen verabreicht werden. Soll ein Bestand saniert werden, muss der ganze Bestand für 6 Wochen behandelt werden. Andere Anibiotika, wie Amoxicillin-Clavulansäure, Enrofloxacin oder Pradofloxacin, waren in verschiedenen Studien nicht so wirksam in der Erregerelimination wie Doxycyclin.

Prophylaxe

Eine Impfung gegen eine C.-felis-Infektion gilt als Non-Core-Vakzine und wird nur unter bestimmten Bedingungen empfohlen. Die Impfung sollte vor allem bei Katzen mit einem hohen Infektionsdruck, also bei viel Kontakt zu Artgenossen, Anwendung finden (z. B. Tierpensionen, Tierheime, Katzenzuchten). Für die Immunisierung von Katzen stehen sowohl Inaktivat- als auch Lebendimpfstoffe mit attenuierten Chlamydien-Stämmen zur Verfügung. Die Impfstoffe können nicht verhindern, dass sich Chlamydien auf den Schleimhäuten ansiedeln, vermehren und danach ausgeschieden werden. Die Impfung reduziert aber die Replikationsrate der Bakterien und infolgedessen die klinischen Veränderungen, die mit einer Infektion einhergehen.

weiterführende Literatur

  • Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre; Herausgegeben von H.J. Selbitz; U. Truyen; P. Valentin-Weigand; Enke-Verlag Stuttgart 10. Auflage (2015); Reinhard Straubinger – Chlamydiosen der Säugetiere,  S. 328 ff.
  • Afonso MM, Gaskell RM, Radford A. Kapitel: Feline Upper Respiratory Infections. In: Textbook of Veterinary Internal Medicine. Eds: Ettinger SJ, Feldman EC, Côté E; Elsevier, St. Louis (2017), S. 1013–1016.
  • Sykes JE, Greene CE. Kapitel: Chlamydial Infections. In: Infectious Diseases of the Dog and Cat. Eds: Greene CE; Elsevier, St. Louis (2012), S. 270–276.
  • Hartmann, et al. (2010) Detection of bacterial and viral organisms from the conjunctiva of cats with conjunctivitis and upper respiratory tract disease. J Feline Med Surg 12 (10): 775-82. 10.1016/j.jfms.2010.06.001
  • Gruffydd-Jones, et al. (2009) Chlamydophila felis infection. ABCD guidelines on prevention and management. J Feline Med Surg 11 (7): 605-9. 10.1016/j.jfms.2009.05.009

 

Zugelassene Impfstoffe

Stand: Januar 2022

Im Folgenden sind alle in Deutschland zur Anwendung an Katzen zugelassenen Impfstoffe aufgeführt, die eine Chlamydienkomponente enthalten. Alle Impfstoffe wurden bereits im Kapitel Calicivirus-Infektionen detailliert beschrieben. Daher wurde auf eine Darstellung der Zusammensetzung, der Applikationshinweise sowie des Anwendungsgebietes verzichtet. Die Impfstoffe sind in der folgenden Tabelle daher grau unterlegt.

Handelsname

Zulassungsinhaber

Impfantigen

leb./ inakt.

Hyperlink

Fevaxyn Pentofel

Zoetis

Panleukopenie,

Katzenschnupfen,

Chlamydien-Infektionen,

Infektiöse Leukämie

inakt.

EPAR

Fevaxyn Quatrifel

Zoetis

Panleukopenie,

Katzenschnupfen,

Chlamydien-Infektionen

inakt.

PharmNet

Purevax RCP Ch

Merial

Panleukopenie,

Katzenschnupfen,

Chlamydien-Infektionen

leb./ inakt.

EPAR

Purevax RCPCh FeLV

Merial

Panleukopenie,

Katzenschnupfen,

Chlamydien-Infektionen,

Infektiöse Leukämie

leb./ inakt.

EPAR

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